Kompetenzen

Sexualpädagogik

»Warum soll ich mich schämen, Körperteile zu nennen, die zu erschaffen sich Gott nicht geschämt hat?«
Bischof Klemens von Alexandrien

Da war doch in den 60ern des letzten Jahrhunderts die sexuelle Revolution. Die Pille eröffnete den Frauen sexuelle Selbstbestimmung, Oswald Kolle drehte seine Informationsfilme und in der BRAVO etablierte sich das Dr. Sommer-Team als unermüdlicher Ratgeber in Liebesdingen. Später der Streit um den sogenannten Sexkoffer für den schulischen Aufklärungsunterricht.

In der Rückschau mag man schmunzeln – erledigt ist das Thema damit noch lange nicht – im Gegenteil: Wir haben inzwischen mit einer recht heftigen Sexualisierung und Pornografisierung unserer Gesellschaft leben gelernt ohne dass sich dabei an den Grundfragen viel geändert hätte: Wie kann ich meine sexuellen Bedürfnisse artikulieren, dass sie von einem Partner, einer Partnerin auch gut angenommen werden können? Wie kann eine sexuelle Beziehung fair, lustvoll und gewaltfrei zustande kommen? Wie gelingt es miteinander über sexuelle Wünsche und Bedürfnisse in einer Sprache zu reden, die weder peinlich noch übergriffig ist?

Meine Ausbildung am Institut für Sexualpädagogik in Dortmund hat mich vor allem zwei Dinge gelehrt: Sexualität ist eine Lebensenergie, die uns ein ganzes Leben in unterschiedlichen Funktionen und Ausdrucksformen begleitet, und – Sexualität steht immer in der Spannung zwischen dem eigenen Begehren und dem Respekt vor der Integrität der/des anderen.

Dass es immer noch sexualisierte Gewalt gegenüber Frauen und Kindern gibt, dass Frauen immer noch von Männern sexuell ausgebeutet werden, dass junge Mädchen zur Prostitution gezwungen werden und dass mit Pornographie im Internet ein unvorstellbarer Markt bedient wird, ist beschämend und unserer humanistisch aufgeklärten Gesellschaft unwürdig.